Prophylaxe
Gesunde Zähne ein Leben lang!
Die Hauptkrankheiten der Mundhöhle Karies und Parodontose werden durch Bakterienbeläge (die sog. "Plaque") verursacht. Die moderne Zahnmedizin bietet eine Reihe von vorbeugenden Maßnahmen zum Schutz vor diesen Volkskrankheiten an. In enger Kooperation zwischen Patient und Praxis läßt sich heute erreichen, wovon viele Menschen träumen: Gesunde Zähne ein Leben lang.
Professionelle Zahnreinigung
Da die Plaque der Ausgangspunkt der meisten Erkrankungen der Mundhöhle ist, muss sie vollständig beseitigt werden. Dabei wird die Entfernung durch die komplizierte Anatomie von Zähnen und Zahnfleisch erschwert.
Mit Ultraschall- oder Pulverstrahl-Geräten sowie mit speziellen Handinstrumenten rückt man den Plagegeistern zu Leibe.
Auch die Zahnzwischenräume werden nicht vergessen und mit Zahnseide und Strips gereinigt. Anschließend werden alle Zahnflächen und Füllungen geglättet und poliert, damit die Plaque keine Chance mehr hat, sich in Nischen zu verstecken. Den Abschluss bildet eine intensive Fluoridierung des Zahnschmelzes, um diesen zu härten und gegen die Kariessäuren widerstandsfähiger zu machen.
Ernährung
Nicht nur uns Menschen schmeckt alles, was süß ist, besonders gut, sondern auch für die Bakterien ist Zucker die Existenzgrundlage. Besonders tückisch hierbei ist, dass wir oftmals "versteckte Zucker" zu uns nehmen, die als Geschmacksverbesserer oder auch nur zur Gewichts-vermehrung den Lebensmitteln beigemengt werden.
So enthalten beispielsweise vermeintlich gesunde Nahrungs-mittel wie Joghurt oder Müsli-Riegel erhebliche Mengen von Zucker.
Auch der bei Kindern beliebte Ketchup ist mit dem süßen Stoff versetzt. Daher müssen wir erkennen, dass es fast unmöglich ist, in unserer Industriegesellschaft keinen Zucker zu sich zu nehmen. Auf jeden Fall sollte man versuchen, zu vermeiden, Zucker in kurzen Abständen nacheinander zu sich zu nehmen, da die Bakterien daraus jedes Mal Säure produzieren und der entstehende pH-Abfall die Zähne nachhaltig durch Demineralisation schädigt. Der Speichel hat dann kaum eine Chance, die Säureattacke abzupuffern.
Mundhygieneberatung
Neben der professionellen Zahn-reinigung ist natürlich auch die Optimierung der häuslichen Mund-hygiene wichtig.
Durch die Richtige Putztechnik mit der Handzahnbürste (Rüttel-Technik oder Bass-Methode) wird den Bakterien das Fürchten gelehrt. Und auch der Gebrauch von Zahnseide oder Interdentalbürsten sollte geübt und beherrscht werden.
Wer es besonders bequem haben will, kann auch auf elektrisch betriebene Zahnbürsten und Hilfsmittel zurückgreifen. Doch Vorsicht: nicht jedes Billigangebot aus dem Supermarkt erfüllt die zahnmedizinischen Forderungen an eine zeitgemäße Mundhygiene. Sinnvoll ist auch die Anwendung häuslicher Fluoridierungsmaßnahmen und natürlich sollte durch richtige Ernährung mit möglichst wenig Zucker der Karies keine Chance gegeben werden.
Fluoridierung
Fluorid stärkt die Widerstandskraft des Zahnschmelzes vor den Säureattacken der Bakterien. Fluoride, die in der Natur weit verbreitet sind, dürfen nicht mit dem hochgiftigen Fluor, einem synthetisch hergestellten Gas, verwechselt werden. Ähnlich verhält es sich mit Chlorid, dem bekannten Kochsalz, und Chlor.
Man unterscheidet eine Aufnahme von Fluoriden über den Stoffwechsel durch Tabletten, fluoridiertes Speisesalz oder Trinkwasser von der lokalen Fluoridierung mit Lösungen, Gels oder Lacken.
Bei Kleinkindern ist die Gabe von Tabletten ("Fluoretten") sinnvoll, da diese abgestimmt auf das Alter und die Körpergröße des Kindes optimal dosiert sind. Sobald gewährleistet ist, daß die Kinder Mittel zur lokalen Fluoridierung nicht mehr verschlucken, sollte man hierzu übergehen. Da der Fluoridgehalt unseres Leitungswassers nur sehr gering ist, ist ein Ausgleich über fluoridhaltige Zahncremes und das wöchentliche Einmassieren von Fluorid-Gel im Zusammenhang mit der häuslichen Mundhygiene empfehlenswert.
Individualprophylaxe
Die Vorbeugung vor Karies und Parodontose beginnt noch vor der Geburt und erstreckt sich bis ins hohe Alter. Man weiß heute, dass Karies als Infektionserkrankung von der Mutter (oder den Vater) durch direkten Intimkontakt übertragen wird.
Daher kann man mittels eines Speicheltests das Infektionsrisiko der Eltern bestimmen und rechtzeitig geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen, bevor auch das kindliche Gebiss Schaden nehmen kann.
Je nach Lebensalter sollte eine individuelle Betreuung des Patienten erfolgen. So beginnt man beispielsweise beim Säugling die Zahnpflege mit Wattestäbchen oder Putztrainern und übt mit dem Kleinkind das Zähneputzen mit der Handzahnbürste und kreisenden Bewegungen. Das Nachputzen der Eltern sollte aber nicht vergessen werden. Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist die Bass-Methode und der Gebrauch von Zahnseide notwendig und Prothesenträger sollten ihre "Dritten" mit Putzgel und speziellen Prothesenbürsten pflegen. Und immer mehr Menschen behalten ihre natürlichen Zähne bis ins hohe Alter. Daher ist die Prophylaxe eine lebenslange Aufgabe. Bei älteren Patienten ist dies beispielsweise wichtig, weil durch Zahnfleischrückgang die Zahnhälse oftmals freiliegen und besonders kariesgefährdet sind.
Fissurenversiegelung
Die Kauflächen der Backenzähne sind von tiefen Furchen, den sog. "Fissuren" durchzogen. Sie sind besonders kariesgefährdet, da die Mundbakterien hier ideale Nischen vorfinden. Bei erhöhter Kariesgefahr ist es sinnvoll, diese Grübchen zu versiegeln, indem man einen dünnflüssigen Kunststoff hineinlaufen läßt und ihn unter Halogenlicht aushärtet. Sinn macht diese Versiegelung nur bei rechtzeitiger Durchführung, beim kariesgefährdeten Wechselgebiß sofort nach Durchbruch der bleibenden Backenzähne.
Eine Versiegelung bietet aber keinen absoluten Schutz vor Karies. Wichtig ist weiterhin eine zuckerarme Ernährung, ordentliche Mundhygiene und wöchentliche Fluoridierung. Keinesfalls ist eine Versiegelung als "Freifahrtschein" für ein nachlässigeres Zähneputzen zu verstehen! Da der Versiegelungskunststoff einer hohen Druckbelastung standhalten muß, ist eine regelmäßige Kontrolle notwendig, um frühzeitig Schäden zu erkennen und beseitigen zu lassen.